#10 MONATSRÜCKBLICK #3

Samstag, 28.11.2020

Wahnsinn. Drei Monate bin ich schon als Au Pair in Frankreich. Einserseits kommt es mir garnicht solange vor. Andererseits ist es aber gefühlt auch schon eine halbe Ewigkeit her, dass ich meine Freunde und Familie in den Arm nehmen konnte.

Dieser Monat wird mir wahrscheinlich als der Monat des Lockdowns in Erinnerung bleiben. Ich habe in dieser Zeit viel gelesen und mich über mögliche Wege informiert, die ich im nächsten Jahr einschlagen könnte. So bin ich zum Beispiel auf einige interessante Masterstudiengänge gestoßen, die in verschiedenen deutschen Städten angeboten werden.

Gleichzeitig habe ich aber auch über meine aktuelle Situation hier in Blois nachgedacht. Die letzten Monate habe ich neue Leute kennengelernt und tolle Erfahrungen machen dürfen. Die Stadt und das Umfeld gefallen mir hier sehr gut und auch die Arbeit als FSA hat mich persönlich weiter gebracht.

Ich habe mich dennoch gefragt, ob ich mir vorstellen kann, das ganze restliche Au Pair Jahr hier zu verbringen. Gerade durch die ganzen aktuellen Einschränkungen war die Zeit zwischendurch nicht sehr leicht für mich. Ich konnte nicht so reisen, wie ich dachte, und auch nur beschränkt neue Leute kennenlernen. Besuch von Freunden und Familie konnte ich nicht empfangen.

Schlussendlich habe ich daher für mich festgestellt, dass ich nicht das ganze Jahr in Frankreich bleiben möchte. Meine Gastfamilie ist wirklich nett und die Lebensqualität hier sehr hoch. Trotzdem fühle ich mich nicht danach, die nächsten sechs Monate zu bleiben.

Das liegt auch daran, dass mir ein paar Dinge in der Gastfamilie nicht so gut gefallen. Hätten wir die Corona-Situation nicht, wären dies wahrscheinlich keine Gründe zu gehen. Aber mit diesen Umständen ist mein Alltag hier nicht so, wie ich es mir erwünscht hatte.

Zum Beispiel ist es für mich schwierig, dass oft nicht klar ist, ob ich arbeiten muss oder nicht. Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber als Au Pair arbeitet und wohnt man ja mit einer anderen Familie. Da verschwimmen Arbeit und Freizeit oft sehr stark. 

Mir wäre es lieber, an festgelegten Stunden auf die Kinder aufzupassen und danach wirklich frei zu haben. In anderen Gastfamilien ist das auch oft so. Da ich aber zudem noch relativ viel im Haushalt mithelfe, klappt es bei meiner Gastfamilie oft nicht mit der Unterscheidung von Arbeits- und Freizeit. In Kombination damit, dass ich privat gerade nicht viel unternehmen kann und eben viel Zuhause bin, nervt mich das schon sehr.

Ich habe bei meinen Gasteltern mehrmals nachgefragt und mein Problem mit der Situation erklärt, aber sie konnten das leider nicht verstehen. Auch meine Vorgängerin hatte sich mit der (im Vergleich zu anderen Au Pairs) vielen Arbeit abgefunden. Bei ihr gab es jedoch auch noch keine Pandemie - bzw. erst zum Ende.

Eine weitere Sache, die mich stört, ist die allgemeine Atmosphäre in der Familie. Ich finde es auf Dauer ermüdend mit Eltern zusammen zu leben, die gefühlt 24/7 nur arbeiten oder ihre Arbeit im Kopf haben. Dies ist ja genau der Grund, warum sie ein Au Pair eingestellt haben. Aber ich möchte nicht mehr in einer Familie leben, in der dadurch auch auf die Kinder sehr viel Leistungsdruck ausgeübt wird.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Dingen, dich mich zurzeit beschäftigen. Ich wollte mit diesem Beitrag einmal erklären, warum es mir hier mittlerweile doch nicht mehr so gut gefällt. Ich habe viel über das alles nachgedacht und mich auf YouTube und verschiedenen Blogs über Au Pairs in ähnlichen Situationen informiert.

Wie es konkret weiter geht, weiß ich noch nicht. Über die Feiertage werde ich erst einmal nach Hause fahren und mit meiner Familie über möglich Wege reden. Im Januar fahre ich auch auf jeden Fall wieder zurück zu meiner Gastfamilie.

Es wird sich mit der Zeit klären, wielange ich dann bleibe oder wo die Reise hingeht.